Die Klimaschutzbemühungen Europas erhalten einen weiteren Schub. Laut dem neuen Marktbericht des Europäischen Wärmepumpenverbands konnten im vergangenen Jahr rund 3 Millionen zusätzliche Wärmepumpen installiert werden.
Damit werden in Europa nun insgesamt über 20 Millionen Wärmepumpen betrieben. Diese Anlagen ersparen Europa jährlich mehr als 52 Megatonnen klimaschädliche Emissionen: ein erheblicher Beitrag zum Erreichen der europäischen Klimaziele.
Allen voran in Frankreich, wo dank des starken Wachstums über 16 Megatonnen CO2 eingespart werden. Aber auch in Deutschland und Italien leisten jeweils über 5 Millionen Wärmepumpen ihren Beitrag zum Umweltschutz.
(Quelle: ehpa)
Die Politik in Europa erkennt das Potenzial der Wärmepumpen
Politische Maßnahmen zur Förderung von Wärmepumpen in Europa werden sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene ergriffen. Die Europäische Union spielt eine entscheidende Rolle bei der Festlegung von Ausbauzielen für erneuerbare Energien und Maßnahmen zur Reduzierung von Energieverbräuchen und Treibhausgasemissionen. Auf EU-Ebene beschlossene Richtlinien, Gesetze und Verordnungen müssen von den Mitgliedstaaten, einschließlich Deutschland, verpflichtend umgesetzt werden.
Es müssten deutliche, politische Zeichen gesetzt werden, um Wärmepumpen in den Mittelpunkt der Energiedebatte zu bewegen, so der Head of EU affairs, Jozefien Vanbecelaere:
“Heat pumps have a leading role to play to reach net zero emissions, but to bring them centre stage governments must give clear policy signals. They can do this by addressing distorted pricing which favours gas over electricity, and supporting the EU Commission’s proposed phase out of stand alone fossil fuel boilers”
Die Europäische Union hat bisher mehrere wichtige Themen und Rechtsakte im Zusammenhang mit Wärmepumpen festgelegt:
- Der European Green Deal ist eine übergeordnete Klimastrategie der EU, die auch die Förderung von Wärmepumpen umfasst.
- Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) und die Energieeffizienzrichtlinie (EED) legen Rahmenziele für den Ausbau erneuerbarer Energien und die Energieeinsparung im Strom- und Wärmebereich fest.
- Die Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) treibt ein anspruchsvolles Gebäudeenergiegesetz voran, das auch den Einsatz von Wärmepumpen fördert.
- Die Ökodesign-Richtlinie und die abgeleiteten Verordnungen legen produktspezifische Anforderungen an Wärmeerzeuger fest, einschließlich Wärmepumpen.
- Die F-Gase-Verordnung und die Chemikalienrichtlinie (REACH) regeln den Einsatz von Kältemitteln in Wärmepumpen.
Mit diesen Beschlüssen werden die EU-Rahmenbedingungen für Wärmepumpen und deren Benutzung stetig weiterentwickelt und an aktuelle Gegebenheiten angepasst.
Ein Blick in die Zukunft: Der Heat Pump Accelerator
Im Juni 2023 haben mehrere europäische Organisationen einen Plan zur Beschleunigung des Einsatzes von Wärmepumpen in Europa vorgelegt. Dieser "Heat Pump Accelerator" wurde von insgesamt 23 Verbänden und Institutionen aus Industrie, Politik und Umweltschutz erarbeitet. Er enthält konkrete Lösungsvorschläge zu aktuellen Barrieren für Wärmepumpen wie Kosten, Informationsdefizite und fehlende Fachkräfte. Dieser Plan soll dazu dienen, die Ziele des REPowerEU-Programms einzuhalten.
Was hält den Ausbau von Wärmepumpen in Europa zurück?
Laut dem Heat Pump Accelerator Plan verlangsamen die folgenden Aspekte den Ausbau von Wärmepumpen.
Informationsdefizite: Verbraucher haben oft nicht ausreichend Informationen über die Funktionsweise und Kosten von Wärmepumpen, was den Markt behindert.
Mangel an qualifizierten Fachkräften: Es fehlt an ausgebildeten Installateuren und Technikern, um die steigende Nachfrage nach Wärmepumpen zu decken.
Engpässe in der Lieferkette: Die steigende Nachfrage kann derzeit nicht vollständig durch die europäische Produktion gedeckt werden.
Unzureichende Integration in das Energiesystem: Die Flexibilitätspotenziale von Wärmepumpen werden noch nicht ausreichend für die Energiewende genutzt.
REPowerEU: 60 Millionen Wärmepumpen bis 2030
Um die Ziele des RePowerEU-Programms einzuhalten, nämlich 60 Millionen neue Wärmepumpen in Europa zu installieren, werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen.
Wärmepumpen als Standard etablieren
- Verbot des Verkaufs von Gasheizungen
- Erneuerbare Wärme als Standard in Gebäuden festlegen
- Saubere Wärmestandards in der Industrie
- Verbesserung der Rahmenbedingungen auf nationaler Ebene
Europäische Industrie stärken
- Ausbau der europäischen Produktion von Wärmepumpen und Komponenten
- Umrüstung bestehender Produktionen
- Förderung von Forschung und Entwicklung
- Festlegung hoher EU-Qualitätsstandards
Integration ins Energiesystem
- Nutzung der Flexibilität von Wärmepumpen im Strommarkt
- Einsatz großer Wärmepumpen zur Wärmerückgewinnung
- Einbeziehung in die Netzplanung
Verbraucher unterstützen
- Senkung von Steuern und Abgaben auf Strom
- Innovative Finanzierungsmodelle
- Vereinfachung des Prozesses über Beratungsstellen
Qualifizierung von Fachkräften
- Erfassung des Fachkräftebedarfs
- Förderung von Aus- und Weiterbildung
- Information für Umschulungen im Heizungsbau
- Integration in Schul- und Hochschulcurricula
Wärmepumpen in Europa – Fazit
Der verstärkte Einsatz von Wärmepumpen in Europa trägt maßgeblich zum Klimaschutz bei. Laut dem Marktbericht der EHPA konnten 2022 allein durch die über 20 Millionen installierten Wärmepumpen über 52 Megatonnen CO2 eingespart werden.
Jedoch wird der beschleunigte Ausbau, wie im REPowerEU-Programm angestrebt, weiterer Anstrengungen auf politischer Ebene bedürfen. Der Heat Pump Accelerator Plan skizziert geeignete Maßnahmen, um Informationsdefizite und mangelnde Integration in das Energiesystem auszuräumen sowie die Industrie und Fachkräfte zu unterstützen.
Gelingt es, mit einem Bündel gezielter politischer Signale, wie einem Verbot von Gasheizungen, Wärmepumpen als Klimaschutzlösung ins Zentrum der Diskussion zu rücken, ließe sich deren Potenzial zur Emissionsreduktion in Europas Gebäudebestand noch umfassender nutzen.