Wärmepumpen in der EU - so geht’s richtig

Wärmepumpen in der EU - so geht’s richtig

Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Eine zentrale Rolle dabei spielen Wärmepumpen, die Gebäude effizient und emissionsarm beheizen und kühlen können. Laut Schätzungen der Europäischen Kommission werden bis 2040 mehr als 80 Millionen dieser Geräte in der EU installiert sein.

Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Eine zentrale Rolle dabei spielen Wärmepumpen, die Gebäude effizient und emissionsarm beheizen und kühlen können. Laut Schätzungen der Europäischen Kommission werden bis 2040 mehr als 80 Millionen dieser Geräte in der EU installiert sein.

 

Doch der Einsatz von Wärmepumpen hängt stark von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Insbesondere das Verhältnis zwischen Strom- und Gaspreisen ist entscheidend, da Wärmepumpen strombasiert arbeiten und deutlich effizienter sind als herkömmliche Gasheizungen. Eine neue Studie der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU hat nun drei Mitgliedstaaten identifiziert, in denen die Voraussetzungen für einen Durchbruch der Wärmepumpentechnologie besonders günstig sind: Schweden, Bulgarien und Portugal.

Schweden - Pionier beim Wärmepumpenausbau

Schweden ist innerhalb der EU der unangefochtene Spitzenreiter beim Einsatz von Wärmepumpen. Über zwei Millionen Geräte sind in dem skandinavischen Land installiert - das entspricht rund einem Fünftel aller Haushalte. Zum Vergleich: In Deutschland kommt nur etwa eine Wärmepumpe auf 50 Einwohner.

 

Der Grund für diese massive Verbreitung ist vor allem das in Schweden sehr vorteilhafte Preisverhältnis zwischen Strom und Gas. Laut der EU-Studie ist Strom in Schweden maximal 50 Prozent teurer als Gas - ein Niveau, das Wärmepumpen klar begünstigt. Die Geräte arbeiten nämlich deutlich effizienter als Gasheizungen und können so die höheren Stromkosten mehr als ausgleichen.

 

Hinzu kommt, dass Schweden bereits einen sehr klimafreundlichen Strommix hat, der zu über 90 Prozent aus erneuerbaren Energien besteht. Jede neu installierte Wärmepumpe spart daher laut Berechnungen der Forscher 99 Prozent der CO2-Emissionen einer vergleichbaren Gasheizung ein. Eine staatliche Förderung von bis zu 1.890 Euro pro Anlage macht den Einbau zusätzlich attraktiv.

 

"Schweden ist zweifellos Vorreiter beim Wärmepumpenausbau", sagt Energieexperte Lars Andrén vom Forschungsinstitut Norden. "Mit den günstigen Strompreisen, der staatlichen Unterstützung und dem hohen Anteil erneuerbarer Energien im Stromnetz sind die Rahmenbedingungen optimal, um Wärmepumpen als klimaneutrale Heiztechnologie zu etablieren."

 

Bulgarien und Portugal - Aufholbedarf aber Potenzial

Deutlich geringer als in Schweden, aber immer noch überdurchschnittlich ist der Wärmepumpenbestand in Bulgarien und Portugal. In Bulgarien kommt gerade einmal eine Anlage auf 160 Einwohner, in Portugal ist es immerhin eine pro 37 Bürger.

 

Ähnlich wie in Schweden profitieren die beiden Länder von einem günstigen Preisverhältnis zwischen Strom und Gas. Laut der EU-Studie liegt der Strompreis in Bulgarien und Portugal maximal 50 Prozent über dem Gaspreis - eine Relation, die Wärmepumpen begünstigt.

 

In Portugal wird der Markt bislang von vergleichsweise günstigen Luft-Luft-Wärmepumpen dominiert, die vor allem zum Kühlen eingesetzt werden. Um den Absatz von effizienteren Wasser-Wärmepumpen für die Heizung anzukurbeln, hat die Regierung ein Förderprogramm aufgelegt, das 85 Prozent der Installationskosten bis zu einer Obergrenze von 2.500 Euro übernimmt.

 

Auch in Bulgarien greifen staatliche Anreize, um den Wärmepumpenmarkt zu stärken. Allerdings liegt der Pro-Kopf-Bestand trotz der günstigen Preisbedingungen bislang deutlich unter dem EU-Durchschnitt. "Es mangelt an Bekanntheit und Akzeptanz der Technologie in der Bevölkerung", erklärt Energieökonom Dimitar Ganchev von der Universität Sofia. "Hier sind noch große Anstrengungen nötig, um das Potenzial auszuschöpfen."

Ungünstige Rahmenbedingungen bremsen Wärmepumpenausbau in anderen Ländern

Nicht überall in Europa sind die Bedingungen für Wärmepumpen so günstig wie in Schweden, Bulgarien und Portugal. In einigen Mitgliedstaaten erweist sich das Verhältnis zwischen Strom- und Gaspreisen als großes Hindernis für einen stärkeren Einsatz der Technologie.

 

Besonders problematisch ist die Situation laut der EU-Studie in Italien, Belgien und Litauen. Dort ist Strom zum Teil bis zu fünfmal teurer als Gas - eine Relation, die Wärmepumpen massive Wettbewerbsnachteile beschert. Die Investitions- und Betriebskosten für die Geräte sind für die Verbraucher dann oft kaum noch tragbar.

 

In Italien hat sich zwar aufgrund der großen Verbreitung von Klimaanlagen bereits ein gewisser Bestand an Wärmepumpen etabliert - etwa ein Gerät pro 20 Einwohner. Doch die hohen Stromkosten schrecken viele Hausbesitzer davon ab, die Anlagen auch zum Heizen im Winter einzusetzen. In Belgien wiederum dominieren die teureren, aber effizienteren Wasser-Wärmepumpen mit einem Marktanteil von gerade einmal 12 Prozent.

 

"Solange die Strompreise im Vergleich zu Gas so deutlich überproportional hoch sind, bleibt der Wärmepumpenmarkt in diesen Ländern stark eingeschränkt", fasst Energieexperte Ganchev zusammen. "Hier sind politische Eingriffe zur Preisregulierung oder massive Förderprogramme nötig, um die Technologie wettbewerbsfähig zu machen."

 

Schlüsselrolle für Europas Klimaneutralität

Unabhängig von den landesspezifischen Unterschieden steht fest: Wärmepumpen werden eine Schlüsselrolle dabei spielen müssen, das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität in Europa bis 2050 zu erreichen. Denn der Gebäudesektor ist für rund 40 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich - ein Großteil davon entfällt auf die Raumheizung.

 

"Um die Emissionen im Gebäudebereich signifikant zu reduzieren, führt kein Weg an einer massiven Elektrifizierung der Heizungen vorbei", betont Energieexperte Andrén. "Wärmepumpen sind dabei die effizienteste und umweltfreundlichste Technologie, die wir dafür zur Verfügung haben."

 

Allerdings müssen dafür die politischen Rahmenbedingungen in der gesamten EU deutlich verbessert werden. Neben dem Strompreisniveau sind auch andere Faktoren entscheidend, um Wärmepumpen zum Durchbruch zu verhelfen.

 

Staatliche Förderprogramme spielen eine zentrale Rolle, um die vergleichsweise hohen Anschaffungskosten für Verbraucher abzufedern. Wie das Beispiel Litauen zeigt, können selbst unter sehr ungünstigen Preisbedingungen große Fortschritte erzielt werden, wenn finanzielle Anreize gesetzt werden. Dort machen Wärmepumpen inzwischen fast 50 Prozent der neu verkauften Heizungen aus.

 

Auch die Infrastruktur für erneuerbare Energien ist entscheidend. In Schweden profitieren Wärmepumpen davon, dass der Stromsektor bereits zu über 90 Prozent auf erneuerbaren Quellen basiert. Dadurch sind die Treibhausgasemissionen pro Kilowattstunde Strom extrem gering, was die Ökobilanz der Wärmepumpen deutlich verbessert.

 

Darüber hinaus braucht es Anstrengungen, die Akzeptanz und Bekanntheit der Technologie in der Bevölkerung zu erhöhen. Viele Verbraucher sind mit Funktionsweise und Vorteilen von Wärmepumpen noch nicht vertraut, wie das Beispiel Bulgarien zeigt. Aufklärungskampagnen, Beratungsangebote und die Einbeziehung von Handwerksbetrieben können hier Abhilfe schaffen.

 

Zudem müssen die Lieferketten und Produktionskapazitäten für Wärmepumpen weiter ausgebaut werden, um den erwarteten Nachfrageschub bedienen zu können. Denn allein in Deutschland rechnet die Bundesregierung damit, dass der Absatz von Wärmepumpen bis 2030 auf rund eine Million Geräte pro Jahr ansteigen muss, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erfüllen.

 

Internationale Konkurrenz aus Asien

Angesichts des wachsenden globalen Marktes für Wärmepumpen sieht sich Europa zudem einem zunehmenden internationalen Wettbewerb gegenüber. Insbesondere China hat seine Produktion in den letzten Jahren massiv ausgebaut und will den Exportmarkt erobern. Auch Japan, Südkorea und die USA zählen zu den wichtigen Playern.

 

"Europa muss aufpassen, dass es bei dieser Schlüsseltechnologie nicht den Anschluss verliert", mahnt Energieökonom Ganchev. "Nur wenn wir die Rahmenbedingungen zügig verbessern und gleichzeitig in Forschung und Entwicklung investieren, können wir unsere Wettbewerbsfähigkeit behaupten."

 

Einige EU-Länder wie Deutschland, Frankreich oder Italien haben bereits milliardenschwere Förderprogramme aufgelegt, um den Wärmepumpenmarkt anzukurbeln. Auch auf EU-Ebene rückt das Thema immer stärker in den Fokus - etwa im Rahmen des Fit-for-55-Pakets, mit dem die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gesenkt werden sollen.

 

Doch der Handlungsdruck bleibt hoch. Denn der Zeitrahmen, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, ist knapp. Bis 2050 müssen die Emissionen im Gebäudesektor um 60 bis 90 Prozent sinken. Wärmepumpen werden dabei eine Schlüsselrolle spielen - vorausgesetzt, die politischen Entscheidungsträger schaffen die richtigen Voraussetzungen dafür.

 

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